Eine "Ghost"-Story

Der Autor der Geschichte ist mir unbekannt, aber sie ist sehr lesenswert


Nein, hier soll keine Gespenstergeschichte am Lagerfeuer erzählt werden, obwohl die Geschichte eine Woche vor Halloween niedergeschrieben wurde. Sie handelt von einem Sheltie mit einer einzigartigen, oft mißbilligten Farbe und seinem Einfall in die Welt des Hundesports – ein Sheltie, der ein Botschafter seines Farbschlages in der Sheltiewelt wurde.

Mehrere Jahre lang hatte ich den Wunsch nach einem Color-headed white Sheltie, nachdem ich in einem Sheltiemagazin Bilder gesehen hatte. Ich dachte, daß ist die wundervollste Farbe, die ich jemals gesehen habe. Da Bluemerle immer schon meine Lieblingsfarbe gewesen war, war ein weißer Sheltie mit bluemerle Kopf mein Herzenswunsch. Nach einigen Anfragen bei Züchtern mit CHW-Welpen war ich jedes Mal enttäuscht: Entweder sie waren älter als ich es mit vorgestellt hatte, oder sie hatten die „falsche“ Farbe. Dann notierte ich durch einen Glücksfall eine Anzeige in meinem örtlichen Sheltie-Newsletter, daß in meiner Heimatstadt ein Wurf CHWWelpen mit einem bluemerle Welpen lag. Als ich diesen fast weißen Fellball sah, wußte ich: Das war es, wonach ich gesucht hatte. Vater war der tricolor Rüde Ch. Ashwood Slight Of Hand CD ROM, Mutter Moonshine Ashes Of Snowfall CD, eine CHW-Hündin mit bluemerle Kopf , die in Obedience geführt wurde. Der Wurf bestand aus zwei Welpen, ein weißer Welpe mit bluemerle Kopf und eine „normale“ tricolor Hündin. Der kleine Rüde, weiß mit blauem Kopf und zwei kleinen Flecken am Körper war ein kleiner Wirbelwind und stahl augenblicklich mein Herz! Das kleine Plüschknäuel wußte es noch nicht, aber er war dazu ausersehen, eine Zukunft als Sporthund zu haben.

Wir begannen mit Obedience, das Ghost liebte und worin er sich elf Mal direkt auf dem Weg zum CD-Titel qualifizierte, jedes Mal mit hoher Punktzahl. Bei Fuß gehen war seine Stärke, und seine Lebhaftigkeit und sein „Will to please“ versäumte es nie, bewundernde Kommentare gleichermaßen von Richtern, Zuschauern und Ausstellern zu ernten. Er wurde bekannt als „der weiße Hund“ rund um die Obedience-Ringe, und mehr als einmal war er der erste weiße Sheltie, den ein Richter gesehen bzw. beurteilt hatte. Er erreichte sein CD, eigentlich passend für einen Hund namens „Ghost“, auf einer Sheltie-Spezialschau an einem dunklen und stürmischen Halloween-Abend.

In der Umgebung des Rings bekam ich zu hören: „Ist das ein gescheckter Zwergspitz“? „Was für ein reizender Papillon“, und das kam, lustigerweise, von „Sheltieleuten“: „Also, ihr bluemerle hat ja eine Menge weiß!“ Ich wurde ziemlich gut darin, ihre Fragen zu beantworten und die Verwirrung aufzulösen! Kurz bevor das CDX-Training begann, machte ich Ghost mit Schafen bekannt – und er machte mir unmissverständlich klar, daß er es noch mehr liebte als Obedience. Hüten – da gehörte er wirklich hin. Seine erste Reaktion auf die Schafe war, daß er mitten in die Schafherde eintauchte. Sie können sich meinen Schrecken vorstellen, als ich meinen 14 Zoll großen Hund bellend in einem Meer aus Wolle und Klauen verschwinden sah. Einen Augenblick später tauchte er auf der anderen Seite der Herde wieder auf, glücklicher als ich ihn je zuvor gesehen hatte. Unnötig zu sagen, daß ich die nächsten Lektionen etwas vernünftiger gestaltete!

Ich stellte fest, daß die Vorurteile wegen seiner Farbe sich nicht auf Obedience und Formrichter beschränkte. Eine alte Mär aus der Hüteszene ist, daß Schafe einen weißen Hund nicht respektieren würden. Der Hintergedanke ist, daß Schafe nur schwarze oder dunkle Hunde fürchten und respektieren, da sie Wölfen ähnlicher sehen. Ghost verwies diese Geschichte ins Reich der Fabel; denn wenn er hinter den Schafen herlief, reagierten sie mit genauso viel Respekt wie vor meinem großen schwarzen Belgischen Schäferhund! Und ich habe viele CHW-Shelties und fast weiße Border Collies gesehen, die genauso gut hüteten wie dunkle Hunde.

Ghost errang die AKC HAT und PT Hütetitel ebenso wie AHBA HCT. Er bewies, daß er neben großem Talent auch über Leidenschaft und Willenskraft verfügte, die von großer Wichtigkeit sind. Leider gab es in meiner Gegend nur wenige Schafe und Trainer, so daß Ghost nur selten zum Trainieren kam und sein Weg zu Titeln im Fach „Hüten“ langsamer fortschritt als uns beiden lieb war. Einige Jahre lang kam der arme kleine Hund zu Turnieren, obwohl er nur zweimal im ganzen Jahr Gelegenheit zum Hüten gehabt hatte. Manchmal war er erfolgreich, manchmal nicht, aber immer gab er alles und bekam viel Lob, auch wenn er sich einmal nicht qualifizieren konnte.

Während er den ersten Meilenschritt zu seinem HAT errang, hatte er offensichtlich alles gezeigt, was in seiner Klasse erforderlich war. Als unser Richter Jerry Rowe immer noch nicht angezeigt hatte, ob Ghost bestanden hatte, schaute ich ihn unruhig und nervös an und wunderte mich, wonach er noch an meinem Hund schaute. Jerry grinste nur und sagte „Machen Sie sich keine Sorgen, Sie sind qualifiziert. Es macht mir einfach nur Spaß, dem Hund bei der Arbeit zuzuschauen.“ So ließen wir den kleinen weißen Hund die vollen zehn Minuten durcharbeiten, sehr zu seinem Gefallen.

Ghosts neueste Herausforderung ist die Fährtensuche, die er mit dem gleichen Eifer verfolgt wie die anderen Disziplinen. Wenn er sieht, wie das Fährtengeschirr herausgeholt wird, kann er seine Begeisterung kaum solange zügeln, bis ich ihm das Geschirr angezogen habe! Auf der Fährte ist es manchmal lustig zu sehen, wie er im hohen Gras völlig verschwindet. Er ist so ein kleiner Kerl, aber seine weiße Fellfarbe ist ein großes Plus für mich ihn wiederzufinden, wenn er sich durch das Dickicht schlägt. Sowohl in, als auch außerhalb der Hundesportszene hat Ghost „erzieherischen Wert“:

Seine ins Auge fallende Farbe hat viele Fans angezogen und hat mir die Möglichkeit gegeben, seinen Bewunderern die Vorzüge seiner Rasse und seines Farbschlages näher zu bringen, aber auch zu warnen, daß die Zucht von CHW’s kein leichtes Unterfangen ist und am besten in erfahrene Hände gehört. Ich nehme diesen Aspekt des Farbschlages sehr ernst und will bei den Menschen nicht den Eindruck hinterlassen, daß die Zucht von CHW’s von jedermann betrieben werden sollte. Nun ist Ghost zehn Jahre alt und kein bisschen langsamer geworden; er arbeitet am TD und HS Titel im Hüten und wird noch AHBA Titel im Hüten erringen. Aber unabhängig davon, ob er diese Erfolge erringt oder nicht, mein lange vorher gestecktes Ziel hat er erreicht: Das Image des CHW-Shelties zu fördern und zu zeigen, was für einen nützlichen und erhaltenswerten Farbschlag es darstellt. Über die Jahre hinweg hat Ghost nicht viele Obedience-Titel in Wettbewerben gewonnen und auch keinen weltbewegenden Rekord während seiner Turnierzeit aufgestellt; aber immer wenn ich mit ihm in den Ring gehe, freue ich mich, derjenige am anderen Ende der Leine zu sein. Und wenn ich sehe, wie er sich die Seele aus dem Leib rennt, um eine von mir gestellt Aufgabe zu erfüllen, bin ich stolz versichern zu können, daß das echte Sheltie-Wesen in keiner Weise von der Farbe abhängt.

 

Hut ab vor allen arbeitenden Weißen!



Shelties of Mac Kerr 

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